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TOD AUF RATEN

Kommentar zum Städtebaulichen Konzept der geplanten Bebauung

WIE DIE TRABRENNBAHN FILETIERT WIRD

Vor fast 20 Jahren wurde mit dem Argument, die Trabrennbahn retten zu wollen, die Hälfte des Geländes verkauft und unter dem Namen „Carlsgarten“ mit ca. 500 Ein- und Reihenhäusern bebaut. Mit der Rennbahn ging es jedoch weiter bergab.

Jetzt soll zur (vermeintlichen) Rettung der südliche Teil bebaut werden.

Am 22.10.2020 stellte das Architekturbüro Ligne im „Bauausschuss“ die Pläne vor. Geplant sind ca. 500 Wohnungen, Gewerbe, Reitsporteinrichtungen und ein Sportfeld im Oval der Rennbahn. Die Rennbahn selbst soll zwar (noch) erhalten bleiben, ein Konzept, wie sich diese finanziell tragen könnte, jedoch nicht erwähnt. Vielmehr bedeutet der Wegfall der Flächen durch Bebauung und Sportfeld, dass Veranstaltungen (z.B. Weltmeisterschaft der Islandpferde) und Nutzungsmöglichkeiten außer den reinen Trabrennen weitgehend unmöglich werden. Damit ist der weitere Niedergang der Rennbahn programmiert.

Geplante Bebauung der Rennbahn (blau, skizziert)

In wenigen Jahren wird es heißen, dass sich Trabrennen in Karlshorst nicht mehr lohnen, Mariendorf sowieso die besseren Bedingungen bietet und Berlin auch mit nur einer Bahn den Rennsport ausreichend fördert. Und dann wird das Wertvollste, der Grund und Boden, endgültig filetiert und Trabrennen in Karlshorst sind Geschichte.
(AG)

4 Gedanken zu „TOD AUF RATEN“

  1. Ich war ebenfalls Teilnehmer an der öffentlichen Sitzung vom Bauausschuß, der im Kulturhaus Karlshorst tagte. Einige Informationen zur Vervollständigung. Das ist die Internetseite vom Architektenbüro.

    https://www.ligne.de/projektentwicklung-1#/pferdesportpark-berlinkarlshorst/

    Zu dem Vorhaben ist eine Bürgerinformationsveranstaltung im November 2020 geplant. Wie soll das unter den Pandemiebestimmungen, die täglich schwieriger werden, gehen? Ein entsprechender B-Plan ist in Vorbereitung. Der Planungsbereich umfaßt eine Fläche von ca. 40 ha.

    In der Sitzung wurden die Haupteigentümer vom Rennbahngelände genannt, die sich zu den Bebauungsplanungen verständigt haben.
    Zu den Eigentümern gehören:
    http://pferdesportpark-berlin-karlshorst.de/
    Herr Eiken Albers,
    die Krause Bauträgerholding sowie
    das Reittherapiezentrum Karlshorst https://www.menschundpferd.berlin/

    Der Zugang zum Innengelände der jetzigen Rennbahn mit der geplanten Mini Trabrennbahn, sowie dem Sportplatz (Bezirkssportfläche) soll über einen Tunnel gesichert werden, damit ein Betrieb der Trabrennbahn uneingeschränkt möglich bleiben soll.

    An der Trabrennbahn/Zugang Treskowallee soll eine neue Straßenbahnhaltestelle entstehen.
    Die Skizze ist gut gelungen. Da muß man schon fast ein fotografisches Gedächtnis haben, um die Details in etwa einzeichnen zu können. Auf dem Geländeteil mit der kleinen Waldfläche (nahe dem Reiterdenkmal) sind zwei weitere „Hochpunkte“ geplant. Zum Verständnis: Es geht um zwei HOCHHÄUSER (mit insgesamt 80 WE), die dort gebaut werden sollen. Die fehlen noch bei den geplanten Gebäuden. 360 Wohnungen von den 500 sollen direkt an der Wuhlheide entstehen. Das ist in etwa gegenüber dem asphaltierten Weg zum Modellpark Berlin Brandenburg auf dem Gelände des ehemaligen Ernst-Thälmann-Stadions im Volkspark Wuhlheide.

    Das vortragende Architekturbüro zitierte folgende Ziele der geplanten Bebauung:

    den Pferdesport zu sichern,
    ein vielfältiges Quartier mit Natur zu entwickeln,
    die Schaffung von Wohnraum und Gewerbe,
    die Sicherstellung der öffentlichen Zugänglichkeit und
    einen zweiten Rettungsweg zum Wohngebiet Karlsgarten zu schaffen.

    Vielleicht können wir unseren Enkeln dann einmal erzählen: Es war einmal eine Trabrennbahn in Karlshorst.

    Im neuen Deutschland von 2005 findet man einen Hinweis, was das Gelände, welches von der Treuhand verkauft wurde, damals gekostet hat.
    https://www.neues-deutschland.de/artikel/68411.die-wollen-doch-sicher-geld-verdienen.html
    Auszug:
    “ Für 200 000 Euro erwarb der Pferdesportpark Karlshorst e.V. am 30. März 2004 von der TLG Projektentwicklung Karlshorst 37 Hektar auf dem Gelände der Trabrennbahn. Das ist ein Quadratmeterpreis von 0,54 Euro.“
    Wenn man heute zu Bodenrichtwerten sucht, dann findet sich unter dem Link zu einem Immobilienmakler für die südl. Stolzenfelsstraße / Trabrennbahn Karlshorst für 2020 eine Bodenrichtwert von 530 Euro.
    Diese Weststeigerung vermag kaum ein Taschenrechner noch anzuzeigen…. eine Zahl mit so vielen Nullen vor dem Komma.
    https://www.immozippel.de/bodenrichtwerte-und-grundstueckspreise-berlin/bodenrichtwerte-berlin-lichtenberg/

    Das ist das Ergebnis von Umwandlung von Flächen in Bauland wenn sich keine Mehrheiten in den BVV finden, solche Flächen als „grüne Flächen“ (Sport, Freizeit, Erholung – wurde schon genannt) z.B. im Flächennutzungsplan zu sichern. Ein Beispiel für sich Sicherung solcher Flächen dafür sind die Versuche der BVV, Kleingärten über Bebauungspläne zu sichern.

    Warum gelingt das bei dem Gelände der Trabrennbahn nicht?

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  2. Ob man die Trabrennbahn erhalten sollte oder kann, finde ich durchaus diskussionswürdig.
    Wenn man aber Flächen für die Bebauung freigibt oder verkaufen will, dürften diese meiner Meinung nach nur städtischen Wohnungsbaugesellschaften oder auch privaten Wohnungsbaugenossenschaften übertragen/verkauft werden.
    Kein weiterer Ausverkauf von städtischen Flächen an Investoren oder Heuschrecken etc., denen es nur darum geht Profit zu machen.

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  3. Es ist wie ein eingeschliffenes Prozedere. Die Würfel sind bereits gefallen, bevor solch eine eingreifende Maßnahme die öffentliche Beteiligung einbezieht. Dank gilt Herrn Gramberg, der mit Ausleuchtung der bereits gelaufenen Entscheidungen und durchdachten Auswirkungen aufklärt, zum Nachdenken aufrüttelt, die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt, die von Bezirk zu erwarten gewesen wäre. Der Tod der traditionellen Trabrennbahn, für Karlshorst ein Alleinstellungsmerkmal, ein Anziehungspunkt für viele Gäste und Teilnehmer, ist leichtfertig ohne Begründung voraussehbar. Der vorrangige Wohnungsneubau wurde gerade in Karlshorst bis zum Verdruss vorrangig bedacht. Investoren werben budesweit um Käufer ihrer Wohnungen, Der Alteingesessene hat die Folgen zu tragen. Das durchgrünte Karlshorst wird zum Feigenblatt!
    Es frustriert, wie sich der Bezirk ständig selbst lobt und das Stimmungsbarometer der Bewohner dem überhaupt nicht entspricht!
    Und was sagt unser Bürgermeister Grunst dazu – alles Sahne?

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