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Zu Fuß in Karlshorst: Spaziergang auf der historischen Rennbahn

Ein Bericht von Frank Merkel über die Veranstaltung der Geschichtsfreunde Karlshorst (im Kulturring Berlin e.V.) am 21.05.2022

Um mein Hintergrundwissen zur Rennbahn etwas zu erweitern, hatte ich mich entschlossen, an der Veranstaltung teilzunehmen und es hat sich gelohnt. Am Treffpunkt „Historischer Eingang der Rennbahn“ waren ca. 30 Teilnehmer versammelt, vorrangig Ältere aber auch zwei Kleinkinder. Mein Eindruck war, dass ca. 80% der Leute über den Kulturring Berlin e.V. kamen und nicht direkt in Karlshorst wohnten. Die meisten kannten offenbar die Trabrennbahn nicht aus letzter Zeit; einige aber noch aus DDR-Zeiten.

Schon zur Begrüßung meinte Herr Laschke von den Geschichtsfreunden Karlshorst zu meiner Überraschung, dass der jetzige Haupteigentümer das Gelände verfallen lässt und dass die Rennbahn durch Investoren bedroht ist, die dort bauen wollen. Er sagte, er hoffe, dass jetzt niemand „von denen“ dabei ist.

Die Runde ging dann über das Reiterdenkmal und die Tribüne bis kurz vor den Eingang zu den Pferdeauslaufgeländen. Aufgrund des Sturms war Herr Laschke trotz Lautsprecher-Headset nicht immer gut zu verstehen. Sein Wissen und auch die Fähigkeit, das gut rüber zu bringen, fand ich toll. Er hielt bei jeder historischen Station alte Fotos hoch und erläuterte, wie das früher mal aussah, wozu Flächen und Gebäude mal dienten und was aus ihnen geworden ist. Für mich war neu, dass die Rennbahn in Karlshorst mal die größte im gesamten deutschsprachigen Raum war (damals als Hindernisrennbahn) und größer war als die Rennbahn in Hoppegarten. Auch, dass sie als die schwierigste Hindernisrennbahn in Deutschland galt und es viele tote Reiter gab.

Sehr gut fand ich, dass es Herr Laschke hinbekommen hat, nicht in die Schiene „früher war alles besser“ zu rutschen und er auch kritische Worte zum jeweiligen historischen Umfeld (1. und 2. Weltkrieg, DDR) fand. Wenn man seine Fotos mal vereinfacht in die drei Zeitabschnitte Kaiserzeit, DDR-Zeit und heutige Zeit einordnet, wird der architektonische und städteplanerische Abstieg deutlich.

Und so landete er am Ende der Tour noch einen echten Knüller!

Nach den historischen Fotos vom Kaiserpavillon holte er ohne Vorankündigung ein Foto aus den Konzepten von Ligne-Architekten raus und der Effekt war beeindruckend! Innerhalb einer Sekunde ging durch die Tourteilnehmer ein lauter Aufschrei! Herr Laschke erläuterte in wenigen Sätzen, dass das die Zukunftspläne der Investoren sind. Eine Dame sagte dann verzweifelt: Aber dagegen muss man doch was tun! Und Herr Laschke sagte dann den Teilnehmer, dass sie sich dem Karlshorst e.V. (nicht zu verwechseln mit dem Bürgerverein Karlshorst, d. Red.) anschließen könnten .

Er argumentierte dann sogar noch aus ökologischer Sicht gegen die Bebauungspläne (Frischluftschneise usw.) und meinte, es wäre schön, die Rennbahn zu erhalten. Aber wenn das nicht ginge, könnte er auch damit leben, denn das neu eröffnete Inklusive Pferdesport- und Reittherapiezentrum Berlin-Karlshorst auf dem hinteren Geländeteil führt die pferdesportliche Tradition von Karlshorst auf neuer Grundlage weiter. Womit er nicht leben könne, wäre, wenn das alte städtebauliche Konzept der Rennbahn als gestaltete Naturfläche und Erholungsmöglichkeit für die Berliner verschwinden würde. Er regte an, man müsste eine Postkartenaktion starten und jeden Berliner per Briefkasten über diesen geplanten Skandal informieren. Zum Schluss wies er darauf hin, dass es nun mit einem Runden Tisch weiter geht.

Besser kann man das nicht machen! Bravo, Herr Laschke!  

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