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UNSER KARLSHORSTER MONSTER

Bald ist es nun soweit, dass unser Monster die Hüllen (Gerüste) fallen lässt. Dann können wir das Bauwerk, einen langestreckten wuchtigen Betonklotz, bewundern. Obendrauf noch zwei lukrative Staffelgeschosse, etwas zurückgesetzt, damit kaschiert wird, dass der langestreckte Klotz etwas höher geraten ist als das Gegenüber.

Das Projekt betrachtend könnte man meinen, es ist ein Projekt aus den Architekturarchiven der Organisation „Kraft durch Freude“ der Nazis – ein verkleinertes PRORA! Allerdings mit dem Unter­schied, dass sich an der nördlichen Rückseite Abstell -und Bereitstellungsgleise für die ICE’s der DB befinden und man nicht das Plätschern der Ostseewellen vom Strand hört, sondern Tag und Nacht ein Verbeidonnern diverser Züge sowie der S-Bahn. Die Reflexionen dieses Sounds können dann auch die Anwohner der Dönhoffstraße und des dahinterliegenden Wohngebietes noch in vollen Zügen genießen.

Die „Kaisergärten“ von der Bahnseite aus gesehen

Die vordere Südseite, durch Balkone und Einrückungen zwar etwas aufgelockert, aber wie man für diesen Klotz auf den Namen „KAISERGÄRTEN “ kommt, ist völlig unklar. Vielleicht weil sich gegenüber das Prinzenviertel mit einer Erhaltungsverordnung befindet? KAISERGÄRTEN! das verkauft sich aber wohl besser, auch wenn der Kaiser dort nie einen Garten hatte.

So steht er nun da, der Betonklotz, als Geschmacksbeweis des Bauamtes und seiner verantwortlichen Mitarbeiter und ist Ausdruck der Sensibilität oder auch Unsensibilität in Bezug zur vorhandenen Bau­substanz.

Wie sich die Vollbelegung der Wohnungen auf das soziale Umfeld auswirkt, ist auch noch nicht abzu­sehen. So werden sich bestimmt nicht alle Familien einen Tiefgaragenplatz leisten können oder wollen, was die jetzt schon angespannte Parkplatz-Situation in den umliegenden Straßen verschärfen wird. Es sei denn, es ziehen alles „Zweiradfanatiker“ ein, die ihre Mobilität mit dem Elektrofahrrad lösen und ihre Nahrungs- und Hygieneartikel, auch später im hohen Alter, mit einem Lastenfahrrad herankarren.

Womit wir bei der Versorgung wären, die in Karlshorst Süd unter aller Würde (der Volksmund sagt „Sau“) ist. Immer mehr Menschen werden in dieses Gebiet gepumpt, aber die dazugehörigen Versorgungs-Einrichtungen nicht gebaut. Die DDR hatte für Bauvorhaben, wie z.B. jetzt die Parkstadt, den Begriff „komplexes Bauen“. Das bedeutete nicht, dass die DDR einen Komplex hatte, sondern weil der Wohnkomplex gleichzeitig mit Supermarkt, Schule, Kita, Apotheke und Freizeiteinrichtung errichtet wurde und der Supermarkt zuerst fertig war, um Bauarbeiter und die schon eingezogenen, noch durch Lehm stapfenden Bewohner, zu versorgen.

Und heute in der Parkstadt Karlshorst? Es darf gelacht werden!

Die in die Parkstadt schon eingezogenen Familien können sich ja „billig“ in den beiden nahe gelegenen Tankstellen versorgen. Von Kita und dringend nötiger Schule wollen wir gar nicht erst reden.

Reden sollten wir aber über die Versorgung im Prinzenviertel und die „Sorge um den Menschen“.

Da gab der vor Jahren zuständige Bezirksstadtrat in einer Einwohnerversammlung bekannt, dass Karlshorst Süd stark unterversorgt ist und das dies zu ändern ist. Aber ca. ein Jahr später, obwohl aus einer DDR-Blockparteien-Nomenklatur ins Amt gekommen, wird der Supermarkt abgerissen und ein das Erhaltungsgebiet prägendes Haus gleich mit. Eine auf Einhaltung der Erhaltungsverordnung achtende Mitarbeiterin wird nach Hohenschönhausen versetzt und einer Baufirma die Genehmigung erteilt, statt eines Supermarktes dort Wohnungen zu bauen.

So stehen nun an dieser Stelle fünf graue Beton-Wohnbunker, die nicht in das Erhaltungsgebiet passen.

Die Räume für eine mögliche kleine Versorgungseinrichtung nutzt nun ein Laden, über dessen Eingangstür steht: „eat better, live better“, verkauft superteure Töpfe und Pfannen, aber man kann in der Nähe nichts kaufen, was da hineingetan werden könnte. Mancher wird sagen: „In der Nähe befindet sich ja ein Biomarkt“. Doch fragen sie mal einen Rentner mit geringer Ostrente, ob er sich das leisten kann. Die Antwort können sie sich bestimmt denken.

J.Meinel

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