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Demokratie: Gibt es etwas, was jeder sofort machen kann?

Liebe Leserinnen und Leser,

die Sommerferien beginnen, die Freibäder haben wieder geöffnet und auch die Aktivisten des Vereins verabschieden sich zunächst in die wohl verdiente Sommerpause. Übrig bleibt die Frage, in welcher Gesellschaft werden wir zukünftig leben. Der Zustand ist ernst. Immer mehr Menschen ziehen sich zurück, trauen sich nicht, ihre Meinung öffentlich zu vertreten, fühlen sich abgehängt.
Gleichzeitig wächst der Einfluss von Desinformation und rechter Propaganda. Politische Debatten wirken laut und unverständlich und mittendrin die Frage, wie kann ich selbst etwas verändern?
Die Antwort lautet: „Oh ja, das geht!“ Allerdings darf man jetzt keine Anleitung erwarten, wie sie andere Menschen verändern und demokratischer machen können.
Genau das funktioniert nicht. Wir können uns nur selbst verändern.

Im Gespräch mit Claudine Nierth, Bundesvorstandssprecherin des Vereins „Mehr Demokratie“, erfahre ich, dass sie vier Übungen vorschlägt, die sie selbst praktiziert:

  1. Die Sorgen der anderen sehen. Verlasse jeden Tag einmal deine eigene Welt und stelle dir vor, du wärst ein anderer Mensch. Überlege dir, wie das Leben dieser Person wohl aussieht. Wie mag ihr Alltag aussehen? Mit welchen Sorgen wird er oder sie abends schlafen gehen und mit welchen Hoffnungen morgens aufstehen?

  2. Übe Fairness und folge dem demokratischen Grundsatz: „Der andere hat auch Recht.“ Auch, wenn du es eigentlich nicht sehen willst.

  3. Schaffe menschlichen Zusammenhalt. Respektiere die Wirklichkeit deines Gegenübers und erkenne, dass du auf die Meinung anderer nur wenig Einfluss hast, so wie andere wenig Einfluss auf deine Meinung haben. Verstehe, dass nur jeder selbst seine Meinung ändern kann, sonst niemand. Wenn du mit deinem Gegenüber inhaltlich nicht übereinstimmst, dann zeige deine Überraschung, aber lass ihn nicht fallen. Halte die menschliche Verbindung aufrecht, trotz inhaltlicher Differenzen. Gemeinsame Erlebnisse und Erfahrung eröffnen neue Perspektiven.

  4. Stelle die richtige Frage und wecke dein Interesse: Frage andere Menschen nicht, was sie von diesem oder jenem politischen Thema halten, sondern frage sie, wie es ihnen damit geht. So werden
    sie dir etwas über sich und ihre Bedürfnisse erzählen.“

Jede dieser Übungen wird Sie verändern. Finden Sie es selbst heraus!

Ja, wir müssen uns einerseits für den Ausbau demokratischer Strukturen und mehr Bürgerbeteiligung einsetzen. Andererseits brauchen wir eine demokratische Kultur untereinander.
Für beides haben wir Antworten. Unser Verein setzt sich dafür ein, die Transparenz der in unserem Stadtbezirk handelnden Politiker und die Informationsfreiheit der Menschen im Kiez zu stärken.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch einen erholsamen Sommer und verbleibe

mit besten Grüßen

Michael Fülle