Guter Journalismus ist kein Hexenwerk, wenn man einige Hinweise und Ratschläge berücksichtigt, denn der grundlegende Ablauf ist (fast) immer gleich: Nach der Entscheidung für die gewünschte Textart bilden die 7 W-Fragen eine hilfreiche Orientierung. Der eigentliche Inhalt lässt sich am griffigsten im Lead-Stil verfassen, da er den Lesegewohnheiten entspricht. Abschließend sollte der Schreibstil einer kritischen Überprüfung unterzogen werden.
TEXTART
Meldung
– kurz, aktuell, nur wenige Zeilen, sollte immer die ersten vier W-Fragen beantworten
Nachricht
– wichtig und interessant, ca. eine Zeitungsspalte lang, muss alle sieben W-Fragen beantworten
– Zentrales Kennzeichen ist die Prägnanz, d.h.: konzentriert und komprimiert, keine Weitschweifigkeit, Verzicht auf Kommentare. Der Text soll informativ, leicht verständlich und einprägsam sein.
Bericht
– mit Hintergrundinformationen, ausführlicher, sachlicher als zum Beispiel die Reportage, umfasst mehrere Zeitungspalten. Bietet Zusammenhänge, Vorgeschichte und andere wichtige Aspekte.
Sonstige
– Reportage, Interview, Kritik, Servicetext (z.B. Veranstaltungshinweis), Satire, Chronik, Anekdote etc.
Hinweis
In der journalistischen Praxis sind die Übergänge zwischen den Textarten Meldung, Nachricht und Bericht oft fließend. Die Charakteristika der einzelnen Textarten zu kennen, gehört jedoch zu den handwerklichen Grundlagen jeglicher journalistischer Arbeit.
DIE 7 W-FRAGEN
Bei fast allen journalistischen Darstellungsformen bilden die sogenannten W-Fragen das Grundgerüst.
– Was (ist geschehen)?
– Wer (ist beteiligt)?
– Wo (ist es geschehen)?
– Wann (ist es geschehen)?
– Wie (kam es dazu)?
– Warum (kam es dazu)?
– Welche Folgen (hat das Geschehene)? oder Woher stammen die Informationen?
INHALT EINER MELDUNG
Leadsatz/Lead (Einführung, Vorspann)
– Der erste Satz ist die halbe Miete. Er nennt die wichtigsten Informationen der Meldung. Der Lead dient damit einerseits als Einleitung und andererseits als eine Art Kurzzusammenfassung. Dazu beantwortet der Lead die Frage nach dem Was und oft auch nach dem Wer. Der Leadsatz sollte maximal 20 Wörter umfassen.
– Sofern möglich, sollte der Leadsatz im Präsenz stehen und im Aktiv formuliert sein. Dadurch wirkt die Aussage lebendiger, spannender und spricht den Leser direkter an.
Detailabsatz
– Der zweite Satz einer Meldung führt den Leadsatz weiter aus und beantwortet die W-Fragen, die jetzt noch offen sind und für das Verständnis der Meldung benötigt werden.
Hintergrundsatz
– Der dritte Satz bietet Hinweise zu Zusammenhängen, zur Vorgeschichte und zur Analyse des Geschehens, wenn der Leser diese Informationen zum Verständnis der Meldung braucht.
– Der Detailabsatz und die Hintergrundinformationen stehen üblicherweise im Imperfekt.
Zukunftssatz
– Zum Schluss kann die Meldung einen kurzen Ausblick auf die Zukunft geben oder beantworten, wie es jetzt weitergeht
– Steht fest, welche Folgen das Ereignis haben wird, kann der Schlusssatz im Futur stehen. Ansonsten wird er im Konjunktiv formuliert, eventuell mit Verweis auf die Quelle.
AUFBAU EINER NACHRICHT (LEAD-STIL)
Titel/Headline
Untertitel/Subheadline
– Für eine gelungene Nachricht brauchen Sie einen aussagekräftigen Titel mit Untertitel.
Anreißer/Teaser
– Der Teaser macht den Leser nach der Überschrift noch einmal richtig neugierig auf Ihren Artikel. Schreiben Sie ansprechend und haben Sie Ihre Zielgruppe stets im Blick.
Nachricht
– Sie haben den Leser mit einer spannenden Überschrift und einem interessanten Teaser ködern können? Bleiben Sie dran und belohnen Sie ihn mit einem guten Artikel: Aus guten Wörtern, guten Sätzen und mit einer guten Struktur.
Prinzipielle Hinweise
– Die oberste Regel beim Verfassen von Nachrichten lautet: KISS – Keep it short and simple!
– Zeitungsberichte sind meist im sog. Lead-Stil verfasst: Die entscheidenden Informationen werden bereits im ersten Satz geliefert, im nachfolgenden Text werden sie zunehmend detailliert ausgeführt.
– Wesentlich ist: Ereignisse werden nicht chronologisch, sondern abgestuft nach Aktualität und Wichtigkeit beschrieben.
SCHREIBSTIL PRÜFEN
Alles gesagt, was wichtig ist und alle W-Fragen beantwortet? Zeit für einen Feinschliff!
– Gute Wörter sind schlicht: Je mehr Silben ein Begriff benötigt, desto eher entstammt er der Bürokratie oder der Unternehmenswelt. Kann er einem konkreteren weichen?
– Achten Sie auf die letzte Silbe: Wörter, die auf -ung, -heit, -keit, -ät und -mus enden, sind oft umständlich und damit überflüssig.
– Überprüfen Sie: Sind Ihre Aussagen kurz und prägnant? Ist klar, was Sie sagen wollen? Finden Sie keine Schachtelsätze? Hauptaussagen stehen in Hauptsätzen und Nebensachen in Nebensätzen!
– Machen Sie es dem Leser leicht: Gibt es Zwischenüberschriften und Absätze? Führen Sie mit einem roten Faden durch den Text? Verwenden Sie gute Sprachbilder und machen Sie Ihren Text mit starken Verben und nicht zu vielen Adjektive anschaulich?