Ein bemerkenswertes Buch ist seit September 2021 auf dem Markt: „Das russische Testament“.
Die bereits mit dem internationalen Buchpreis ausgezeichnete Autorin Shumea Sinha, 1973 im bengalischen Kalkutta geboren, lebt heute in Frankreich. Ihre Sprache ist facettenreich, bildhaft und unsentimental. Sie vermittelt Emotionen und politische Hintergründe dennoch sehr nachempfindbar.
Im Mittelpunkt des Buches steht die Hauptfigur Tania mit autobiografischen Zügen. Ihr Zufluchtsort ist schon in der Kindheit die Literatur, russische Literatur aus der Bibliothek ihres Vaters, da ihre Mutter sie hasst und schlägt, während der Vater dies gewähren lässt. Russland, das riesige Nachbarland, wird ihr mit Maxim Gorki und Anton Tschechow zur geistigen Heimat.
Sie studiert dort, erlebt als zunächst begeisterte Kommunistin das Einwirken von Macht in den Literaturbetrieb des Landes, die Verwerfungen und Bedrängnisse, wie auch die Lebensverhältnisse in Leningrad / Petersburg. Anhand der Ausradierung des Namens vom jüdisch-russischen Journalisten und Verlegers Lew Kljatschko und der Auflösung dessen Verlages Raduga, der in der Stalinzeit im Nichts verschwand, dennoch ein staatlicher Verlag unter gleicher Bezeichnung ohne genannte Wurzeln wurde, werden die russischen Verhältnisse im 20. Jahrhundert nachgezeichnet.
Die Tochter Adel Kljatschko trägt den zweiten Teil in diesem Buch als Ich-Person, was zunächst irritierte.