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DICHTUNG UND WAHRHEIT

Vor einigen Tagen ließ die HOWOGE in der Nachbarschaft einen Flyer ver­teilen, mit dem sie über die geplante Bebauung der Waldowallee 117 informieren möchte, die das Ergebnis eines vorhergegangenen Werkstattverfahrens ist.
Mit diesem Flyer soll durch geeignete Wortwahl und dem Weglassen wesentlicher Informationen der Eindruck erweckt werden, als sei dieses Projekt bereits beschlossene Sache und nichts mehr zu ändern.
Blickt man jedoch genauer hin, ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Dunkel unterlegt: Die von der HOWOGE gewünschte Bebauung in der Waldowallee 117
Blick von Nordwesten. Die Darstellung ist maßstabsgerecht

WAS DIE HOWOGE ERZÄHLT

Werkstattverfahren
Um die beste städtebauliche Lösung für ein lebendiges und nachhaltiges Quartier zu finden, führte die HOWOGE ein städtebauliches Werkstattver­fahren durch, das eng mit einem informellen Beteiligungs­verfahren ver­zahnt war.“
Als Vertretung der Bürger:innen wurden vier Pat:innen ausgelost, die be­ratend an den nichtöffentlichen Werkstätten teilnahmen.

Zielstellung
Die vier am Werkstattverfahren teilnehmenden Planungsteams hatten ihre Entwürfe „vor dem Hintergrund der Zielstellung der HOWOGE“ zu er­arbeiten: 350 Wohnungen auf 35.000qm, Erhalt von mind. 1,4ha Wald und einem Trockenrasenbiotop.
Die Schule war nicht Teil der Bearbeitung; es war lediglich der Platz dafür freizu­halten.

Wahl des Zielkonzeptes (Siegerentwurf)
Das Bewertungsgremium umfasste freie Expert:innen der Bereiche Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur und Wohnungsbau sowie Vertreter:innen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, des Bezirksamts Lichtenberg und der HOWOGE.
Das Bewertungsgremium wählte unter den vier Entwürfen den von Ortner&Ortner als „Zielkonzept“ aus.

Bauvoranfrage/Baubeginn
Die HOWOGE möchte das Gelände nach §34 (Baugesetzbuch) bebauen und hat deshalb auf der Grundlage des Zielkonzeptes eine Bauvoranfrage beim Bezirk gestellt.
Der Baubeginn wird auf einem Zeitstrahl mit 2021/2022 angegeben.

WAS DIE HOWOGE VERSCHWEIGT

Werkstattverfahren
Dieses Verfahren ist kein Bestandteil der offiziellen Bauleitplanung und hat deshalb keinerlei bindende Wirkung. Es ist (eher) ein „Privatvergnügen“ der HOWOGE.
Da die Pat:innen ausgelost wurden, waren sie als Vertreter:innen der Bürger nicht demokratisch legitimiert. Während des Verfahrens war auch nicht vorgesehen, dass sich die Bürger an die Paten hätten wenden können.

Zielvorstellung
Auch auf mehrfache Nachfrage gab die HOWOGE keine Begründung für ihre Vor­gaben, an die sich die Teams zu halten hatten. Das Grund­stück ist bei orts­üblicher Bebauung für 350 Wohnungen viel zu klein. Diese Vorgabe erzwingt eine Bebauung mit 4-6 Geschossen.
Der Wald umfasst tatsächlich 3,8ha.
Ebenfalls blieb unbeantwortet, weshalb die dringend benötigte Schule nur angedacht aber nicht gleich mitgeplant wurde.

Wahl des Zielkonzeptes (Siegerentwurf)
Die Bürger konnten zwar ihre Meinung äußern, hatten aber bei der ab­schließenden Entscheidung durch das Bewertungsgremium kein Mit­sprache­recht. Es gewann der Entwurf, der in der (inoffiziellen) Wertung der Bürger den letzten Platz belegt hatte.
Die HOWOGE versteht unter Partizipation offensichtlich nur die Teil­nahme aber nicht die Teilhabe. So hat Partizipation lediglich eine Feigen­blatt­funktion und ihren Namen nicht wirklich verdient.

Bauvoranfrage/Baubeginn
Auch der Bezirk sieht diese massive Bebauung sehr kritisch und möchte deshalb hier ein sog. Bebauungsplanverfahren mit umfangreicher Beteiligung durchführen. Eine Bebauung nach §34 lehnt der Bezirk ab, denn diese findet ohne jede weitere Beteiligung statt und würde die Interessen des Bezirkes unter­laufen.
Dieser Baubeginn entspringt (lediglich) dem Wunschdenken der HOWOGE.

FAZIT

Der „Zielentwurf“, den die obenstehende Abbildung zeigt, wurde als Sieger des Werkstattverfahrens vom Bewertungsgremium mit dem Argument „der Kleinteiligkeit der Typologie“ ausgewählt und „als passend zur Einfügung in die Umgebungsbebauung des Stadtraums in Karlshorst“ eingestuft.

Urteilen Sie selbst!

Wenn Sie als Nachbar der HOWOGE ihre Meinung zu diesem Projekt mit­teilen möchten, wenden Sie sich an die HOWOGE unter: waldowallee@howoge.de

Wenn Sie den Flyer der HOWOGE nicht erhalten haben, wenden Sie sich an das Büro Urbanizers unter: www.urbanizers.de/waldowallee

Wenn Sie mehr erfahren wollen oder wissen möchten, wie Sie sich be­teiligen können, wenden Sie sich an uns unter: info@karlshorst.de

Hinweis: Alle „Zitate“ sind dem Flyer der HOWOGE entnommen.

1 Gedanke zu „DICHTUNG UND WAHRHEIT“

  1. Auch ich hatte mich an der Bürgerinformationsveranstaltung beteiligt und am Ende eine Bewertung abgegeben. Der nun ausgewählte Entwurf gehörte aus mehreren Gründen nicht dazu. 1. Viel zu hohe Bebauung mit bis zu 6 Geschossen passen nicht in das Umfeld. 2. Größtmöglicher Waldeinschlag des so wichtigen kleinen Waldes in Karlshorst durch die große Bebauungsfläche. 3. Ein Trockenrasenbiotop kann auf Dauer nicht gesichert oder erhalten werden, wenn es so massiv und rundum umbaut wird und den Kontakt zum Wald verliert. 4. Ein nutzbarer Altbestand, zwei der vier Entwürfe hatten das bestätigt, wird abgerissen.
    Bei der erreichten Spitze im Wohnungsbau in Karlshorst ist der Eindruck nicht mehr zu leugnen, dass niemand der Verantwortlichen, Howoge, Bezirksamt, Senat und „Experten“, etwas aus den bestehenden Problemen gelernt hat. Neben den bereits benannten fehlenden Schul- und Kitaplätzen gibt es weitere Probleme: 1. Die Verkehrssituation in der Waldowallee wächst sich zum Chaos aus. 2. Die Zu- und Abgänge des Fahrzeugverkehrs im Gleisdreieck Karlshorst Süd ist jetzt schon chaotisch. 3. Ein Fahrradverkehr ist praktisch nicht vorgesehen und findet zum Teil auf den Gehwegen statt. 4. Bei weitem gibt es zu wenige kleinteilige Gewerbe-, Dienstleistung- und Kleinhandelangebote südlich der Treskowallee. 5. Die zu geringe oder Nullplanung von Fahrzeugparkflächen verschlimmert die jetzige Lage.
    Man muß sich also fragen, wo das hinführt? Entweder die Bürgen geben auf und der gewesene gute Wohncharakter von Karlshorst geht schnell verloren oder wir nutzen alle rechtlichen und andere Einflussmöglichkeiten, kämpfen und investieren Zeit und alles was möglich und notwendig ist und versuchen die Vernunft und das Bürgerinteresse gewinnen zu lassen.

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