Schon seit vielen Jahren gibt es immer wieder Pläne, den Wald zugunsten einer Bebauung zu opfern. Das allererste Konzept stammt vom Februar 2010 als der vormalige Eigentümer, die BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben), das Gelände noch selbst erschließen wollte.
Dieser Plan wurde jedoch verworfen und es kam 2019 zum Verkauf an die HoWoGe. In diesem Jahr existierte bereits eine weitere Studie, die ebenfalls die komplette Vernichtung des Waldes vorsah und im Auftrag des BA Lichtenberg erstellt worden war.
Um diesen Kahlschlag zu verhindern, brachten die Grünen den Antrag „Biotope auf dem Grundstück erhalten“ (DS 1227) in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein. Diesen Antrag veranlasste das Bezirksamt lediglich zu der Äußerung, die Flächen im Rahmen der beabsichtigten Bebauung zu prüfen.
Da diese Absichtserklärung viel zu unverbindlich war, startete eine Gruppe engagierter Bürger einen sogenannten „Einwohnerantrag“ (siehe Fußnote) und formulierte begleitend dazu folgenden Aufruf:
Hinweis: In dem Antrag wird die Fläche nur mit 2 ha angegeben, da zum damaligen Zeitpunkt die entsprechenden Gutachten noch nicht zur Verfügung standen.
Unser Wald in Lichtenberg-Karlshorst muss bleiben!
Liebe Karlshorster, liebe Lichtenberger, liebe Nachbarn!
Auf dem Grundstück Waldowallee 115/117 in Karlshorst (ca.7,2 ha) existiert eine zusammenhängende Waldfläche von etwa 2 ha Größe. Diese Fläche kennt kaum jemand, weil sie nicht öffentlich zugänglich ist. Die HOWOGE hat diese Fläche erworben und es sollen dort ca. 350 Wohnungen, sowie ein Schulstandort für ca. 1000 Schüler entstehen. Die bisherigen Planungen gehen vom Erhalt nur einzelner Bäume oder Baumgruppen aus. Grüne Infrastruktur ist ein Karlshorster Markenzeichen und muss es auch in Zukunft bleiben!
Die Vernichtung eines Waldes kann in Zeiten des Klimawandels nicht stillschweigend hingenommen werden!
Viele Karlshorster Einrichtungen und Gewerbetreibende helfen bereits mit. Dort liegen Unterschriftenlisten aus. Die Unterschriftenliste, der Text des Einwohnerantrages und weitere Dokumente zum Thema Wald sind als Anlagen unten angefügt. Meine Adresse und die der Vertrauenspersonen finden sich auf dem Antrag. Entscheidend wird am Ende auch sein, ob jeder, der mit seiner Unterschrift helfen will, sich die Unterschriftenliste ausdruckt, unterschreibt und uns diesen Bogen zukommen lässt. Am besten den Nachbarn gleich mitunterschreiben lassen. Oder Sie nutzen für die Unterschriften der ausliegenden Listen bei den Gewerbetreibenden.
Wir fordern, diesen Wald als Erholungswald für alle zugänglich zu machen! Schulneubau und Wohnungsbau können und sollten auch mit dem Erhalt dieser Waldfläche gelingen! Dazu sind mindestens 1.000 Unterschriften der Anwohner aus dem gesamten Stadtbezirk Lichtenberg erforderlich.
Unser Antrag kann mit Ihrer Hilfe zum Erfolg werden! Packen wir es an!
Fußnote: Erläuterung zum „Einwohnerantrag“ im letzten Absatz auf der Seite: https://www.berlin.de/sen/inneres/buerger-und-staat/wahlen-und-abstimmungen/einwohnerantrag-buergerbegehren-und-buergerentscheid/
Hallo Herr Thürk,
die Einwohner und meistens Eigentümer der Grundstücke Rheinsteinstraße, die an das genannte Gebiet angrenzen, ergriffen die Initiative, die Mauer und die zu ihnen liegenden Grundstücksstreifen zu kaufen. In einem noch früheren Entwurf, den ich nur noch in Erinnerung habe und davon aber kein Bild mehr, war entlang der jetzigen Mauer eine Straße für die Anwohner des BIMA-Grundstückes geplant. Dieses wollten wir verhindern, oder zumindest den Lärm durch den Verkehr mindern, indem die Mauer gekauft werden und erhalten bleiben sollte. Die BIMA unterbreitete dann den interessierten Besitzern das Angebot, die Mauer mitsamt dem ca. 3m breiten Grundstück zu kaufen. Voraussetzung war, dass dies nur als zusammenhängendes Grundstück verkauft wird. Der erste nicht interessierte Besitzer beendete somit den Besitzwechsel durch Kauf in Höhe des Grundstückes Rheinsteinstraße 76, wie Sie ja schon schrieben.
Das Grundstück war früher, bis ca. 1928, eine Kleingartenanlage, die Bilder davon findet man im FIS-Broker unter „Geologische Bilder“ und „Luftbilder 1928, 1953, f.“
Der Kern des Waldes war da bereits vorhanden und befand sich im mittleren Teil des Grundstückes. Südlich davon war ein Trainingsareal der Trabrennbahn. 1953 gibt es keine Kleingärten mehr, der Trainingsplatz der Trabrennbahn ist verschwunden. Ab diesem Zeitpunkt dürfte sich der jetzige Baumbestand durch natürliche Verbreitung gebildet haben. (s. Luftbild 1953) Auf den Luftbildaufnahmen von 1993 sieht der Wald dann aber doch eher systematisch nachgepflanzt aus. Da das Grundstück seit 1973 dem Amt für Strahlenschutz gehörte und das Grundstück bewacht wurde, ist seit diesem Zeitpunkt sicher kein reduzierender Eingriff mehr in den natürlichen Wuchs erfolgt.
Ich kann noch etwas hinzufügen.
Zur Zeiten des Amtes für Strahlenschutz gab es einen Gärtnermeister (Friedbert Pegelow). Dieser hat hinter dem Hörsaal einen Wald gepflanzt oder vergrößert und gehegt und gepflegt. Er wäre bestimmt sehr traurig wenn seine Arbeit einfach ruiniert wird.
Ich habe dort viele Jahre gearbeitet, kann aber nicht unterschreiben weil ich in Köpenick wohne.
Es ist ganz schlimm was sich in Berlin abspielt. So viel Grün wie zur Zeit wurde noch nie vernichtet, ob es die Hinterhöfe sind die verdichtet werden oder die verkauften Einzelheime auf deren Gärten nicht ein einziger Baum steht aber nun 2 bis 3 Geschosser in doppelter Ausführung.
Köpenick macht es genauso. Ich glaube unter der neuen Regierung gibt es einen Wettbewerb wer die meisten Bäume töten kann.
Brigitta Lange aus Köpenick
Danke für diese Zusammenfassung der neueren Geschichte des Bürgerwaldes.
Eine kleine Ergänzung: Als das erste Bebauungskonzept 2010 bekannt wurde, muss es schon eine erste Initiative eines oder mehrere Grundstückeigentümer der Grundstücke an der Rheinsteinstraße gegeben haben. Zur Sicherung einer hohen Dichte der vorgesehene Bebauung an der westlichen Grundstücksgrenze des Gebietes Waldowallee 115/117, sollte die Grundstücksmauer zu den Grundstücken der Rheinsteinstraße abgetragen werden. Der damalige Eigentümer des Grundstücks Waldowallee 115 – 117, die BIMA, machte dann ein Verkaufsangebot für die Grundstücksmauer, samt Grundfläche, zu den Grundstücken der Rheinsteinstraße. Noch heute sieht man die Kurve der Grundstücksgrenze zur Rheinsteinstraße beginnend an der Köpenicker Allee bis zur Rheinsteinstraße 78 bis vor der Grundstücksmauer. Danach liegt die Grenze hinter der Grundstücksmauer bis zur Ecke Waldowallee, weil der oder die Grundstückseigentümer den Kauf ablehnten. Schon damals entstanden Interessen, das Waldgebiet hinter den Grundstücken der Rheinsteinstraße zu erhalten.
Wie alt ist eigentlich dieser Wald und wie ist er entstanden? Gehörte er zum Sperrgebiet der russischen Militäradministration?