Foto des Autors

Wem gehört die Trabrennbahn?

Im Jahr 2004 hat der Pferdesportverein Berlin-Karlshorst e.V. (PSP) das gesamte Gelände der heutigen Trabrennbahn (außer einigen Flächen an der Treskowallee) von der TLG (Treuhand) für 200.000€ erworben. Bei einer Fläche von ca. 37ha ergibt sich daraus ein Kaufpreis von 0,54€/qm.

Seit 2016 verkaufte der PSP große Teile des Geländes nach und nach an verschiedene Interessenten. Einzig die Volkssolidarität, die ihr Grundstück 2011 direkt von der TLG erworben hatte, nutzte den Grundstückskauf sofort, um die Kita “Kleine Traber” zu errichten. Die anderen spekulieren damit, dass der Bebauungsplan (B-Plan) und der Flächennutzungsplan (FNP) so geändert wird, dass dort eine Bebauung möglich wird, denn zurzeit ist dieses Gebiet (lediglich) als Sport- und Grünfläche ausgewiesen.
Nur wenn der B-Plan entsprechend geändert wird -wofür sich der SPD-Baustadtrat, Herr Hönicke, vehement einsetzt- entsteht Baurecht für die Investoren und der Wert der Gründstücke vervielfacht sich schlagartig. Gleichzeitig werden die Flächen, die heute vom Reitsport und den Islandpferden genutzt werden, unter Beton verschwinden.

Eine Übersicht über die aktuellen Eigentümer ist beigefügt.

Wo die Erlöse aus den Grundstücksverkäufen geblieben sind, ist unklar. In die Renovierung der Anlage sind sie augenscheinlich nicht geflossen.

1 Gedanke zu „Wem gehört die Trabrennbahn?“

  1. Sehr geehrter Herr Gramberg,

    vielen Dank für die Übersicht. Vor nachfolgendem Hintergrund ist es frustrierend, dass sich der Bezirk, der Senat bzw. die landeseigenen Wohnungsgesellschaften das letzte „verbliebene Baugrundstück“ auf dem Gelände der Trabrennbahn nicht sichern konnten und stattdessen die BERLIMIO GmbH & Co. KG und Afarm Immobilien GmbH in GbR das Filetstück von dem Pferdesportpark Berlin-Karlshorst e.V. abgekauft hat.

    Hintergrund:
    • Im März 2017 erhielt die Stiftung Rehabilitationszentrum Berlin-Ost über die Internetseiten der BVV Lichtenberg Kenntnis von der
    Aufteilung des B-Planes 11-14b „Trabrennbahn Karlshorst“. Erst auf Nachfrage stellte der Pferdesportpark Berlin-Karlshorst e.V. der Stiftung Unterlagen über eine 2. Steuerungsgruppe zum Bebauungsplan zur Verfügung.
    • Über die Art und Weise der Vorbereitung des Beschlusses (Teilung des Bebauungsplanes „Trabrennbahn Karlshorst“) und der Ausgrenzung der Stiftung als zweitgrößten Eigentümer von Flächen (10 ha von ca. 30 ha) erhob die Stiftung Einspruch beim Bürgermeister (Gespräch am 06.04.2017) und der zuständigen Bezirksstadträtin (Schreiben vom 21.04.2017).
    • Auch der frühere stellv. Bezirksbürgermeister, Dr. Andreas Prüfer, brachte sein Unverständnis (Aktion des Bezirksamtes nur mit dem Pferdesportpark Berlin-Karlshorst e.V. abgestimmt) als Vorsitzender des Fördervereins Pferdesportpark e.V. gegenüber der verantwortlichen Bezirksstadträtin in einer ausführlichen und deutlichen schriftlichen Stellungnahme vom 21.04.2017 zum Ausdruck.
    • Am 07.06.2017 gab es ein Gespräch mit der zuständigen Bezirksstadträtin zu Entwicklung der Trabrennbahn Karlshorst bzw. des Bebauungsplanes 11 – 14 ba. An dem Gespräch nahmen alle Eigentümer außer der Domus GmbH teil. Es wurde festgestellt, dass die Trabrennbahn Karlshorst eine hohe identitätsstiftende Bedeutung und das Gelände einen hohen zeitgeschichtlichen Wert für die Bewohnerinnen und Bewohner von Karlshorst hat. Die Entwicklung des Geländes liegt im Interesse des Bezirkes. Es wurde deutlich, dass die Aufteilung des Bebauungsplanes in zwei Teile unter Umständen zu späteren Nutzungskonflikten führen könnte, sofern nicht alle Beteiligten – die Eigentümer und der Bezirk – gemeinsam an einer Entwicklung arbeiten.
    • Am 18.12.2017 fand ein Planungsworkshop mit dem Ziel statt, einen Zukunftskonsens oder einen Kompromiss zu erarbeiten. Zunächst wurde betont, dass außer in der Bezirksentwicklungsplanung in keinem Planwerk (FNP, StEP) und auch nicht im Wohnbauflächeninformationssystem Bauflächen ausgewiesen sind. Das Konzept der Eigentümer (Pferdesportpark Berlin-Karlshorst e.V. , Stiftung Rehabilitationszentrum Berlin-Ost, E. Albers) wurde durch Ligne Architekten vorgestellt. Die drei Eigentümer besaßen zu dem Zeitpunkt 94% der Gesamtfläche.
    Der Vertreter der Domus GmbH äußerte sich zurückhaltend und wenig kompromissbereit. Für das weitere Vorgehen wurde eine offene und transparente Kommunikation zwischen Bezirk und den vier Eigentümern vereinbart.
    • Im Jahr 2018 verständigten sich die vier Grundstückseigentümer zur gemeinsamen Erarbeitung eines „Gesamtkonzept Trabrennbahn Karlshorst, Städtebauliches Konzept“. Das Bezirksamt Lichtenberg, Abt. Stadtentwicklung übernahm die Leitung des Verfahrens.
    • Am 04.02.2019 wurde der Entwurf der Aufgabenstellung von allen Beteiligten bestätigt. Leider konnten sich die Grundstückseigentümer nicht zur Beauftragung eines gemeinsamen Architekturbüros verständigen. Die Krause Bauträger Holding GmbH (erwarb im Jahr 2017 die Grundstücksanteile der Domus GmbH) lehnte das Büro Ligne ab. Es kam deshalb am 29.04.2019 zu einem Abstimmungsgespräch beim Lichtenberger Bürgermeister. Nunmehr wurde vereinbart, dass zwei Büros beauftragt werden, anhand der Aufgabenstellung die zahlreichen Schnittstellen zu bearbeiten.
    • Die Stiftung machte in allen Gesprächen deutlich, dass sie auf ihrem Gelände Baumöglichkeiten erhalten möchte, die unmittelbar nicht mit dem Pferdesport bzw. Reittherapie in Verbindung stehen.
    • Die Weiterführung des Bebauungsplanes erfordert eine gemeinsame Vorgehensweise aller Eigentümer, die sich gegenüber dem Land Berlin zu einer ARGE zusammenschließen müssen. Die ARGE soll gebildet werden und wird durch die Firma „aedivce“ geleitet. Die ARGE hat das Ziel, das Projekt „An der Trabrennbahn Karlshorst, Berlin Lichtenberg“ in Kooperation mit dem BA Lichtenberg zu entwickeln. Nach Bildung der ARGE wird das Bezirksamt Lichtenberg das zwischen dem Eigentümer und dem BA abgestimmte städtebauliche Konzept der Öffentlichkeit und dem Ausschuss für ökologische Stadtentwicklung und Mieterschutz vorstellen. Dies wird in der 2. Hälfte 2020 geschehen.

    Quellen:
     Jahresbericht 2016; Seite 8 (https://rbo.berlin/data/user_upload/stiftung/Dokumente/Stiftung_Jahresbericht_2016.pdf )
     Jahresbericht 2017, Seite 8 (https://rbo.berlin/data/user_upload/stiftung/Dokumente/Stiftung_Jahresbericht_2017.pdf)
     Jahresbericht 2018; Seite 10 (https://rbo.berlin/data/user_upload/stiftung/Dokumente/Jahresbericht_2018.pdf)
     Jahresbericht 2019; Seite 9 (https://rbo.berlin/data/user_upload/stiftung/Jahresbericht_2019.pdf)

    Für mich ist es vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar, warum der Bezirk bzw. der Senat nicht das „letzte Baugrundstück“ auf dem Gelände der Trabrennbahn für die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften oder Genossenschaften gekauft/gesichert haben und stattdessen zuschauten, wie der Pferdesportpark Berlin-Karlshorst e.V. das „Filetgrundstück“ im Jahr 2020 an die BERLIMIO GmbH & Co. KG und Afarm Immobilien GmbH in GbR verkauft hat. Die Gesellschafter der GbR Afarm-Berlimo (Geschäftsleute Albers) waren im gesamten Abstimmungsprozess mit dem BA Lichtenberg beteiligt und konnten somit letztendlich ihr Insiderwissen – mit dem Grundstückserwerb vor Beteiligung der Öffentlichkeit – vergolden.

    Gemäß dem im Dezember 2020 auf mein.Berlin vorgestellten Projekt soll auf dem kurz zuvor erworbenen Grundstück der BERLIMIO GmbH & Co. KG und Afarm Immobilien GmbH in GbR folgende Bebauung erfolgen:

    I. Mischnutzung – Handwerker, Dienstleister, Wohnen

    IV Geschosse + SG (Staffelgeschoss)
    ca. 27.600 m² BGF sowie

    II. Wohnen an der Wuhlheide

    IV / V Geschosse + SG (Staffelgeschoss)
    ca. 38.100 m² BGF
    ca. 370 Wohnungen

    Am 9. August 2021 veröffentlichte die SPD-Lichtenberg auf ihrer Homepage eine Resolution (https://spd-lichtenberg.de/karlshorst/stellungnahme-der-spd-karlshorst-friedrichsfelde-sued-zu-den-planungen-auf-der-trabrennbahn-karlshorst/), auf der sie die Eigentümer der Trabrennbahn Karlshorst auffordert, ausschließlich den Bau von Mietwohnungen vorzusehen und dafür kommunale Wohnungsbaugesellschaften oder Genossenschaften als Bauherren vorzusehen.

    Liebe SPD-Lichtenberg seit den Jahren 2017 stellt ihre Partei die Bezirksstadträtin/den Bezirksstadtrat der Abteilung Stadtentwicklung, Soziales, Wirtschaft und Arbeit.

    Warum hat der Bezirk das obige Grundstück nicht selbst vom Pferdesportpark Berlin-Karlshorst e.V. abgekauft?

    Wo sollen die dringend benötigten freien Grundstücke für kommunale Wohnungsbaugesellschaften oder Genossenschaften herkommen, wenn es dem Bezirk/dem Senat noch nicht einmal gelingt ein Baugrundstück von einem eingetragenen Verein abzukaufen?

    Wer steckt eigentlich hinter der BERLIMIO GmbH & Co. KG und Afarm Immobilien GmbH in GbR?

    BERLIMIO GmbH & Co. KG → Geschäftsführer E. Albers
    Afarm Immobilien GmbH → Geschäftsführer N. Albers

    Stutzig macht mich jedoch, dass der Geschäftsführer des Pferdesportpark Berlin-Karlshorst e.V. Herr D. Vergos gleichzeitig als Geschäftsführer von „Albers – Das Sportrestaurant“ eingetragen ist.

    So viel zu meinen ersten Rechercheergebnissen. Da sich für mich allerdings jetzt noch viele weitere Fragen ergeben, werde ich das Thema „Veräußerung des Grundstücks vom Pferdesportpark Berlin-Karlshorst e.V. an der BERLIMIO GmbH & Co. KG und Afarm Immobilien GmbH in GbR“ weiterverfolgen.

    Mit freundlichen Grüßen

Kommentare sind geschlossen.