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KLEINE GEFÄLLIGKEITEN UNTER (PARTEI)FREUNDEN?

Die geplante Bebauung der Trabrennbahn ist nur möglich, wenn der übergeordnete Flächennutzungs­plan (FNP), der dort zurzeit „Sport und Grün“ festlegt, durch den Senat so geändert wird, dass auch „Wohnen“ zulässig wäre.

Um die bisherige Nutzung beizubehalten, startete der Karlshorst e.V. im Dezember 2020 den Einwohnerantrag „Keine Zerstörung der Trabrennbahn“. Trotz Corona kamen innerhalb kürzester Zeit fast 2000 gültige Unterschriften zusammen, so dass dieser Antrag bereits im März 2021 in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) eingebracht werden konnte. Und dann begannen die parlamentarischen Mühlen mit einer Langsamkeit zu mahlen, die ihresgleichen sucht: Verweis in verschiedene Ausschüsse mit zahlreichen Vertagungen bis hin zur Aussetzung, um dem geplanten Runden Tisch nicht vorzugreifen. Erst nachdem Rechtsmittel angedroht wurden, bequemte sich die BVV im März 2022 zu einer Entscheidung und lehnte den Antrag (auch) mit den Stimmen der SPD ab.

Laut Herrn Grunst (Die Linke, Bürgermeister von Lichtenberg) ist „Lichtenberg, das Mutterland der Bürgerbeteiligung“. Die Realität sieht leider anders aus: Ohne auf den durch ihre Unterschrift bekundeten Willen der Bürger Rücksicht zu nehmen, verfolgte Herr Hönicke (SPD, Baustadtrat) die geplante Bebauung unbeirrt weiter, wobei er einen bemerkenswerten persönlichen Einsatz an den Tag legte. Siehe dazu seine Videobotschaft unter https://www.youtube.com/watch?v=at7q4d2iFAs

Bereits im August 2021 teilte er dem Senat mit, dass er einen neuen Bebauungsplan (B-Plan) aufstellen möchte, der eine umfangreiche Bebauung vorsieht. Die zuständigen Fachabteilungen des Senats äußerten dazu im September 2021 jedoch „grundsätzliche Bedenken“, da diese Planungsabsicht aus dem jetzigen FNP „nicht entwickelbar“ ist. Zudem würde er dem übergeordneten Stadtentwicklungsplan (StEP) Wohnen 2030 widersprechen.

Davon völlig unbeeindruckt erfolgte im Dezember 2021 durch das Bezirksamt der sog. Aufstellungs­beschluss für den B-Plan 11-178 mit der unverändert massiven Bebauung und gleichzeitig beim Senat der Antrag auf Änderung des FNP. Erstaunlicherweise teilte im März 2022 die gleiche Senatsstelle, die ein halbes Jahr zuvor die „grundsätzlichen Bedenken“ hatte, Herrn Hönicke mit, dass nach „nochmaliger Erörterung im Hause“ einem Antrag auf Änderung des FNP zugestimmt wird. Gut unterrichtet Kreise sprechen davon, dass Herr Geisel (SPD, Bausenator) diesen Sinneswandel „angeregt“ hat. Auf unsere entsprechende Nachfrage hin formulierte einer der zuständigen Mitarbeiter vielsagend, dies sei eine “Hausentscheidung”.

Solche kleinen „Gefälligkeiten“ unter (Partei)freunden könnten auch erklären, weshalb bereits 2012 die bisher in Berlin nicht in Erscheinung getretene Krause Bauträger Holding aus Bayreuth die Grundstücke an der Treskowallee erworben hat. Dieser Bauträger wird durch Herrn Momper (SPD, ehemaliger Berliner Bürgermeister) mit seiner Momper Projektentwicklungs GmbH beraten. Einer bis heute nicht dementierten Behauptung zufolge soll Herr Köhler (SPD, Vorsitzender des Bürgerverein Berlin-Karlshorst e.V.) der Steuerberater von Herrn Momper sein. Als im Jahr 2011 ein Projekt begonnen wurde, das ein umfassendes Konzept für die zukünftige Nutzung (und damit auch einer eventuellen Bebauung) des gesamten Rennbahn­geländes entwicklen sollte, war der Bürgerverein im zentralen Lenkungsausschuss dieses Projektes vertreten.

Leider verschwanden die Ergebnisse dieses Projektes später in der Schublade, so dass es bis heute kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept für das gesamte(!) Gelände gibt. Damit ist völlig ungeklärt, ob der Trabrennsport in Karlshorst langfristig eine Zukunft hat, zumal die geplante Bebauung der Ränder Fakten schafft, die später nicht mehr korrigierbar sind.

Die südlich gelegenen Grundstücke entlang der Grenze zu Treptow-Köpenick sicherten sich Eiken und Nils Albers, die Söhne des “Wettkönigs” Gert Albers und entstammen damit dem unmittelbaren Umfeld des Pferdesportpark Berlin-Karlshorst e.V., der bisher Eigentümer der Grundstücke war. Bezeichnenderweise hielten sie ihr “Wettrisiko” gering, da sie erst im Jahr 2020 einstiegen, als die Pläne für die Bebauung schon lange bekannt waren.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

3 Gedanken zu „KLEINE GEFÄLLIGKEITEN UNTER (PARTEI)FREUNDEN?“

  1. Als ehemaliger Betreuer der Trabrennbahn und Angestellter der HU,liegt mir viel an dem Weiterleben der Trabrennbahn.Aber man muß sich auch darüber klar werden,daß in 30 Jahren,die hier ansässigen Pferde in den Randbezirken Berlins verschwunden sind und damit jeder Renntag eine logistische Herausforderung mit dem Herankarren der Pferde ist.Somit ist auch der Renntag keine finanziell lohnende Veranstaltung mehr.Die Bebauung mit dem Carlsgarten war natürlich politisch völlig falsch,das Zusammenhalten der östlichen großzügigen Gebiete für Veranstaltungen,war eine Chance Mariendorf mit Karlshorst zu einer Trabrennbahn zu vereinen.Richtig…zu spät,—aber nun will man vor die Einfamilienhäuser im Carlsgarten große Häuser stellen ?Eine Stadt lebt von Ihren kulturellen und sportlichen Einrichtungen,die die Stadt für Einwohner und Touristen lohnend macht.Der Senat ist dabei,durch zu enge Bebauung,die Stadt nicht mehr interessant und lukrativ zu machen.Vorschlag:nachhaltige Bebauung und neue Bäume als grüne Lunge und viel Platz für therapeutisches Reiten mit Ärztezentrum für gezielt Behinderte.Wir brauchen den Freiraum und die Spitze der Wuhlheide als Luftspender im Bezirk Lichenberg.Und zum Letzten:Das Gebiet der ehemaligen Trabrennbahn befindet sich in einer Senke,dadurch nahmen Allergien bei den Pferden in den letzten Jahren vor 1990 beängstigend zu.Grund war die verschmutzte Luft von Klingenberg.Und,die werfen jetzt wieder die Kohleöfen zur Energiegewinnung an ?Stimmt das ???Das wird besonders dann die Kinderärzte die Carlsgarten und die neuen Häuser betreuen ,sehr erregen.

  2. Bevor unser Wahrzeichen auch noch verschwindet. Karlshorst wurde in den letzten Jahren genug „verbaut“.

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