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Ein Trojanisches Pferd auf der Trabrennbahn

In einer geschickt gestalteten Präsentation des Bezirksamtes zur geplanten Bebauung des Areals der Trabrennbahn wird der Eindruck erweckt, dass die Rennbahn durch die Errichtung von (lediglich) 500 Wohnungen gerettet würde. Schaut man jedoch genauer hin und lässt sich durch einen Begriff wie Mischnutzung nicht täuschen, ist in dem vorgestellten Entwurf tatsächlich eine Bebauung von über 100.000 qm Geschossfläche vorgesehen. Dies entspricht nicht 500, sondern mindestens 1000 Wohnungen und in dieser Dimension der im Bau befindlichen Parkstadt am Blockdammweg.

Nachstehend die in der Präsentation fehlende Gesamtaufstellung der geplanten Flächen:

Folie, wie präsentiert*Bruttogrundfläche (BGF) *Angegebene Nutzung
Folie 10, A  4.000 m2Wohnen
Folie 10, B16.500 m2“Mischnutzung” *
Folie 10, C  9.100 m2Wohnen
Folie 11, A27.600 m2“Mischnutzung” *
Folie 12, A38.000 m2Wohnen
 94.800 m2 
-95 Anspannboxen für Traber *
-Mini-Traberschule mit 16 Boxen *
-Kita mit 70 Plätzen *
-Reitsportzentrum Islandpferde *
8.200 m2 *Diverse
Erwartete Gesamtfläche103.000 m2
Datenquelle: Präsentation Ligne-Architekten / Bezirksamt Lichtenberg, eigene Berechnung für diverse Nutzungen (überarbeitet 14.03.2021)


Die in der Präsentation getroffene Aussage, dass diese Bebauung die „Sicherung und den Ausbau der Zukunft des Pferdesports“ bedeutet bzw. mit dessen bisheriger Vielfalt vereinbar sei, ist schlichtweg falsch, denn die hierfür notwendigen Koppeln, Ställe und Auslaufflächen würden verschwinden.

Insgesamt entsteht durch diese Präsentation der Eindruck, dass das Bezirksamt nicht die „Bündelung der Interessen von Bezirk, Eigentümern und Nachbarn“ gleichermaßen vertritt, sondern einseitig die Interessen der Investoren verfolgt.

Wie ein Trojanisches Pferd soll dieses städtebauliche Konzept unter dem Vorwand, die Trabrennbahn retten zu wollen, die Bürger, die Presse und die politischen Entscheidungs­träger darauf einstimmen, der notwendigen Änderung des Bebauungsplans zuzustimmen.

Oft entsteht der Eindruck, dass man als Einzelner nichts gegen solche Vorhaben tun kann. Die gute Nachricht: Innerhalb des Karlshorst e.V. gibt es eine Gruppe von erfahrenen Menschen, die wissen, wie man sich in dieser Angelegenheit erfolgreich zur Wehr setzen kann. In einer Arbeitsgruppe wird an einem Konzept gearbeitet, den Pferdesport, die Naherholung und dieses “Herzstück” von Karlshorst zu erhalten. Beteiligen Sie sich, indem Sie sich hier registrieren.

Die Beteiligung auf mein.berlin.de ist seit dem14.02.2021 geschlossen. DANKE für Ihre zahlreichen Kommentare!

Wir warten nun auf die Auswertung durch das Bezirksamt bzw. den Senat und haben dort bereits nachgefragt, nach welchen Kriterien diese erfolgt. Wir erhielten die Antwort, dass es dazu (noch) kein Konzept gäbe.

Zusätzlich wurden der Einwohnerantrag „Rettet die Trabrennbahn“ gestartet und dafür Unterschriftenlisten ausgelegt. Innerhalb von nur 26 Tagen kamen deutlich mehr als die erforderlichen Unterschriften zusammen. Dies zeigt, welches besondere Interesse die Karlshorster an der weiteren Gestaltung des Geländes haben.

  • * Erläuterungen:
  • Die obenstehenden Angaben sind der Präsentation von Ligne-Architekten entnommen. Zur besseren Orientierung wurde die Nummerierung der Folien und der einzelnen Bereiche beibehalten.
  • Die Bruttogrundfläche (BGF) ist die Summe der Grundflächen aller Geschosse, die man innerhalb eines Gebäudes finden kann (häufige, aber falsche Benennung: Bruttogeschossfläche).
  • Auf Befragen im „Bauausschuss“ am 25.03.2021 konnte der Baustadtrat, Herr Hönicke, weder sagen, welche Bruttogrundfläche die zusätzlichen Bauten haben noch Auskunft darüber geben, ob in den mit „Mischnutzung“ bezeichneten Gebäude überhaupt Wohnungen geplant sind oder eventuell nur Büroräume u.ä.

Das große Bild hierzu:

Zum diesem Thema haben wir eine Schwerpunktseite erstellt, die den komplexen Sachverhalt inklusive umfangreicher Quellenangaben bündelt.
Lesen Sie mehr unter Bedroht: Trabrennbahn Karlshorst

14 Gedanken zu „Ein Trojanisches Pferd auf der Trabrennbahn“

  1. Meine Damen und Herren, dass hier (anonym als „Redaktion“) sowie auf der verteilten Postkarte (gar keine Angabe des presserechtlich Verantwortlichen) dermaßen verdrehte Tatsachen verbreitet werden, überrascht mich als neutraler Beobachter schon ziemlich.

    1) In der Präsentation ist völlig klar dargestellt, dass die Staffelgeschosse in den angegebenen BGF schon enthalten sind, die können Sie nicht einfach auf die 95.000 m² draufschlagen
    2) in der Präsentation sind explizit 44000m² als Gewerbe/Handwerker/Dienstleistungsflächen angegeben, die haben Sie einfach unterschlagen. Sonst ergeben sich nämlich ca. 50000m² Fläche, die den ca. 500 Wohnungen durchaus entsprechen könnte. Vielmehr wäre zu diskutieren, wie groß die Wohnungen tatsächlich sind, gibt es genügend kleine, und wie sind die Quadratmeterpreise. Aber dazu kommt von Ihnen nichts.
    3) Sie schreiben auf der Postkarte, daß „das letzte große Naherholungsgebiet von Karlshorst verschwinden“ würde. Ich bitte Sie, es gibt die Wuhlheide, und die zu bebauenden Streifen an der Treskowalle und hinter der Tribünengebäude sind ja wohl kein Naherholungsgebiet, sondern Privatgelände.
    4) Auch auf der Postkarte: „Ein historisches Idyll mit schützenswerten Biotopen und Tierarten wird in Zeiten des Klimawandels vernichtet.“ Wie kommen Sie darauf, das Biotop bleibt ja eben gerade bestehen. Und die Rasenflächen und Pferdekoppeln, sofern betroffen, gehören ja wohl nicht dazu. Und sollen übrigens auch nicht zubetoniert werden.
    5) Weiter auf der Postkarte: „Der begehrte, stadtnahe Reitsport ist nicht mehr möglich, da Pferdekoppeln unter Beton begraben werden“. Der stadtnahe Reitsport hängt nicht an den Gnadenbrot-Koppeln. Ich verstehe die Präsentation im Gegenteil so, dass das Konzept für den stadtnahen Reitsport gezielt ausgebaut wird, vor allem für die Dienstleistungen, die direkt von der Bevökerung genutzt werden, wie das Therapiereiten, während die für das Traber-Wettgeschäft nötigen Flächen auf einen kleinen bisher ungenutzen Bereich reduziert werden (Punkt C auf Seite 11).

    Insgesamt sind das ganz schöne Fake News mit denen Sie da arbeiten.

    Was den Mangel an Schulplätzen, Ärzten, Freizeiteinrichtungen (und ich füge hinzu, Einkaufsmöglichkeiten), muss ich Ihnen recht geben, aber erstens kann da die Lösung nicht Xenophobie sein (wir sollten kein Dorf sein, in dem Fremde grundsätzlich abgelehnt werden), und zweitens wäre da mal zu schauen, wie die 44000m² Gewerbefläche tatsächlich genutzt werden sollen, vielleicht ja eine Chance für das Rest-Karlshorst.

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    • zu 1) und 2): Vielleicht könnte das Planungsbüro zu den baulichen Fragen (die unterschiedliche Quadratmeterzusammenzählerei) etwas zur Aufklärung/ggf. Richtigstellung beitragen? zu 3): Treptow-Köpenick ist für die „grüne Lunge“ Lichtenberg-Hohenschönhausens zuständig ? Ist da irgendwo etwas verbindlich geregelt ? zu 4): An das Baufeld (Lichtenberg) grenzt ein Eidechsen-Habitat (Treptow-Köpenick). zu 5): Nähere/ belastbare Informationen zur Erläuterung des Gesamtkonzeptes (also der Neubau in bisher unwidersprochener Größenordnung Parkstadt rettet dauerhaft den Pferdesport, schafft eine Gemeinbedarfsfläche für Schule, …) fehlen. Die einzige Idee der Flächeneigentümer zur „Entwicklung des Geländes“ sind Eigentumswohnungen/Gewerbe (incl. der gesetzlichen Auflagen Anteil Sozialwohnungen und Kitaplätze). Das Bezirksamt erscheint ziemlich ideenlos, wenn das die Vision/ der Große Wurf ist.

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    • Ergänzung „anonyme“ Redaktion: Im Impressum sind die verantwortichen Personen im Sinne des Presserechtes ersatzweise aufgeführt. Aus technischen Gründen (wir sind in Verein alle nur „Laienkünstler“) können wir die multiple Autorenschaft einzelner Artikel namentlich zur Zeit nur unvollständig abbilden. Abhilfe ist in Arbeit.

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  2. Darauf habe ich schon lange gewartet. Die Rennbahn ist ein historische Objekt mit Geschichte und sollte erhalten werden. Aber nein, die Gier ist größer. Wer sich einbilden, daß dort bezahlbare Wohnungen entstehen, kann ja weiter träumen.
    Ein weiterer Aspekt ist das Gelände es befindet sich am Rand des Trinkwasserschutzugebietes und zwar direkt. Welche Auswirkung hätten unhaben die Bauarbeiten und die Nutzung auf das Grundwasser.
    Sollte das Projekt durchkommen, sehen wir uns in 5 Jahren beim Kampf um den Volkspark wieder.

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  3. Ich spreche mich gegen die geplante intensive Bebauung der Trabrennbahn aus. Zum einem verkraftet die Infrastruktur in Karlshort m.E. nicht noch mehr Zuzug – ich denke hier insbesondere auch an die Schulen.
    Zum anderen sollte das schöne Naturdenkmal gerettet werden bzw. verstärkt über (optimalerweise) gemeinnützige sportliche/kulturelle Nutzungskonzepte nachgedacht werden.
    Mit der Parkstadt, dem Carlsgarten, den Neubauten in der Zwieseler Straße etc. sind bereits binnen kurzer Zeit eine Vielzahl Neubauprojekte entstanden, die der Bezirk erst einmal „verkraften“ muss. Bitte keine weitere Verdichtung von Wohnraum bzw. Reduzierung von Grün und Naturschutz in Karlshorst.

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  4. Immer wenn von der Aufstellung von B-Plänen “ zur Sicherung von Kleingärten, Grünflächen, usw. …“ die Rede ist, kann man sich heute ziemlich sicher sein, dass die „heiße Phase“ des nächsten großen Immobilien-Deals ansteht. Die normalen Flächen sind einfach „abgegrasst“. Die Flächen um die es geht, gehören nie der öffentlichen Hand, sondern strategischen Investoren. Der Planungshorizont der Politik reicht maximal bis zur nächsten Wahl. Und die Politik lässt sich regelmäßig „abzocken“. Korruption ist im Bauamt ja ausgestorben – daran kann es also nicht liegen. Bleibt also nur Dummheit und Unvermögen. Das B-Planverfahren sollte sofort eingestellt werden. Die Dinge bleiben wie Sie sind. Wenn einer keinen Bock mehr auf Pferd hat, kann er ja verkaufen. Dann wird das Vorkaufsrecht für 0,54 €/m² zugunsten Gemeinwohlinteressen gezogen. Diese Ansage würde ich mir wünschen. Lichtenberg hat sich bei https://www.kpmoni.de/ den „Weichei“-Status redlich verdient.

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  5. Wir alle wollen das erhalten, was wir seid Jahren kennen. Die Zeit zu erleben heißt auch, Veränderungen zu akzeptieren und aber auch daran mitzugestalten. Hier liegt das Problem. Wer die Trabrennbahn noch ohne die Wohnhäuser am Carlsgarten kennt, weiß auch, dass es nach der Wende hier eine Schmuddelecke gab. Schauen wir uns Mariendorf an, dann wissen wir, wo es hingeht. Es muss die klare Frage gestellt werden, ob der Pferdesport an diesem Standort noch zeitgemäß ist und grundsätzlich dort noch sinnvoll. Das Therapiezentrum ich meines Erachtens auch schon fehl am Platz. Mein Vorredner hat schon auf die leere Tribüne hingewiesen und der Geruch ist auch an manchen Tagen nicht sehr angenehm. Warum also an diesem Relikt des letzten Kaisers festhalten? Die Trabrennbahn dient nur noch dem Wettgeschäft und bringt die Gewinne nicht nach Karlshorst. Wir Karlshorster sollten uns die Frage stellen, wenn der Grund und Boden einer öffentlichen Einrichtung gehört, was wir uns dort gut vorstellen können. Der südlich angrenzende Teil mit dem Sportplatz und den Wiesenflächen hat vielen Anwohnern was gebracht. Daher ist es meine Meinung, dass wir uns über sinnvolle Konzepte Gedanken machen sollten, als an einer verstaubten Rennbahn festzuhalten, die von den Karlshorstern nicht genutzt wird. Will aber der Eigentümer dort Wohnungen bauen, dann ist das sein gutes Recht, aber leider trägt es zu einer weiteren Verdichtung bei, was unser grünes Karlshorst immer weiter zupflastert.
    Ich bin der Meinung, dass gute gemeinnützige Nutzungskonzepte eine weitere Wohnbebauung verhindern bzw. abschwächen können. Ganz verhindern werden wir es leider nicht, s. Wandlitzstraße.

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  6. Vielen Dank für Ihr ehrenamtliches Engagement zum Erhalt des Wahrzeichens unseres Kiezes.

    Ich kann nicht nachvollziehen, wie stattdessen der Bürgerverein Karlshorst e.V. auf seiner Internetseite in einem Beitrag vom 10. Februar 2021 mitteilt, dass dieser das „Städtebauliche Konzept Trabrennbahn Berlin – Karlshorst“ umfänglich mitträgt. Oder hängt es damit zusammen, dass der Verfasser des Beitrags gleichzeitig Fraktionsgeschäftsführer der CDU-Fraktion in der BVV-Lichtenberg ist?

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  7. Durch die bauarbeit in Carlsgaten wo Neue Häuser endtanden sind… Bin ich dafür das man keine weitere Häuser baut und die traprennbahn einfach Grund erneuern sollte und es etwas akrativer machen sollte das auch wieder viel Spot oder Pferde begeisterte wieder ihren Spaß haben können….. leider durch covid 19 oder bleib es leer oder generell und verfällt alles ….

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  8. Kann man mal bitte die Rennbahn „retten“ ohne sie noch weiter baulich anzunagen !?
    Sie ist ein Stück Geschichten und Denkmal – bitter erhaltet sie wie sie mal war (so weit das noch geht) und erhaltet sie als „Naturdenkmal“ .

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  9. Die Trabrennbahn sollte, wie wir alle wissen, schon mit dem Baugebiet Carlsgarten gerettet werden.
    Investiert wurde offensichtlich nichts. Auch 150.000€ EU Gelder zur Weiterentwicklung der Trabrennbahn sind verpufft. Es gab nicht einmal eine Website.
    Die wollte der Kiezfond finanzieren, was letztendlich verhindert wurde.
    Unter dem Vorwand Berlin wächst und braucht dringend bezahlbaren Wohnraum obwohl der Zuwachs 2020 laut Tagesspiegels vom 11.02.2021 gerade einmal 467 Mitbürger*innen betrug (Tendenz war in den letzten Jahren absehbar und setzt sich fort) und hier in erster Linie Luxuswohnungen entstehen werden, soll noch einmal ordentlich Kasse gemacht werden.
    Wie in vielen Kommtaren zu lesen Verträgen sich Pferdesport und Fußballplatz überhaupt nicht. Ställe und Koppeln werden verkleinert und die ohnehin knapp bemessen Grünflächen reduziert.
    Dienstleister und Gewerbe (ohne weitere Spezifizierung) sollen angesiedelt werden.
    Das ist doch für den Trabrennsport tödlich.
    Und nun noch diese Zahlen.
    Wenn man die anderen Bauprojekte bei denen ebenfalls diverse wichtige Versprechungen nicht eingehalten wurden (Schule Blockdammweg etc.) hinzurechnet und sich die fehlende Infrastruktur ansieht, dann erschrecken die 1000 Wohnungen noch mehr.
    Ob das alles so in den Hochglanzprospekten steht?
    Ich möchte es bezweifeln.
    Hier wird nicht, wie der Physiker Hönecke erzählt, die Trabrennbahn weiter entwickelt, sondern abgesahnt.
    Und dass Herr Vergos beklagt, das wegen Covid 19 die Besucher ausgeblieben sind, ist schon toll. Die Tribüne ist seit Jahren leer und verfällt weil man sich alles sinnvollen Projekte verschlossen hat.
    Da stimmte der Profit wohl nicht.

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